Als weiteres Mittel, möglichst vielfältige Beschreibungen in den verschiedenen Sprachen zu erhalten, bietet sich Literatur an. In alltagsnaher Prosa (Jugendromane) wurden Situationen gesucht, in denen die Protagonist*innen sprachlich und habituell Verantwortung für etwas übernehmen oder von anderen zugeschrieben bekommen.
Phänomenologinnen wie Isabella Marcinski oder Hannah Bowden haben ganz ähnlich autobiografische Schilderungen genutzt, um das Phänomen Anorexie angemessen aus der Erste-Person-Perspektive beschreiben zu können. Ebenso wie ich als nicht Betroffene diese wichtige Perspektive auf das Phänomen Anorexie unmöglich ohne die Beschreibung einer betroffenen Person einbringen kann, kann ich auch eine angemessene Beschreibung kultureller Eigenheiten nicht aus meiner außenstehenden Perspektive allein leisten. Im Sinne Malls müssen die Perspektiven von außen (meine Perspektive auf die japanischen Praktiken) und von innen (die Perspektive einer japanischen Person auf ihre eigenen Praktiken) mit einander sowie mit einer jeweils selbstkritischen Perspektive auf sich selbst in einen Polylog treten, um eine verkürzte und in meinem Fall eurozentrische Interpretation zu verhindern.
Daher habe ich folgende Romane genutzt, um Beschreibungen der für die jeweilige Kultur typischen Be- und Entschuldigungsszenarien aus Perspektive von Angehörigen eben dieser Kulturen zu gewinnen.
ヘヴン (Heaven) von Mieko Kawakami
リバース [reverse] – zu Deutsch: Schuldig – von Kanae Minato
Конец света, моя любовь [Konets sveta, moya lyubov’] von Alla Gorbunowa und
The Weight of Water von Sarah Crossan